Neueste Nachrichten (Stand März 2023):
Nicht mehr lange, dann ist der Winter vorbei, zumindest kalendarisch. Wenige Tage nach Frühlingsbeginn wird in Ulm unsere Jahreshauptversammlung stattfinden. Wir sind sicher, dass auch etliche Mitglieder, die ein paar hundert Kilometer nördlich der Donau zuhause sind, den weiten Weg nicht scheuen und wieder dabei sein werden: am Samstag, 25. März, 16 Uhr, im Panorama Restaurant Bei Pippo am Braunlandweg 5.
Auf der Tagesordnung stehen turnusgemäß die Neuwahlen und die aktuellen Planungen. Als Stichwörter seien genannt die Pamoja-Farm, die Nn'gori Primary School, die Selbsthilfegruppe für Eltern von Kindern mit frühkindlichen Hirnproblemen, die Selbsthilfegruppe für Jugendliche mit Epilepsie, das Ergotherapiezentrum und das Ukunda Medical Centre. Und nicht zuletzt geht es am 25. März um den Container mit Hilfsgütern, der nun auf den Seeweg nach Kenia geschickt werden wird. Vor wenigen Tagen haben wir dafür weitere Spenden bekommen, für die unser Verein "Wir helfen in Ukunda" der Firma Gardena, bekannt für innovative Produkte zur Gartenpflege, zu großem Dank verpflichtet ist. Die gespendeten Werkzeuge werden unseren Feldarbeitern auf der Pamoja-Farm die Arbeit ungemein erleichtern.
Sehr gespannt sind wir natürlich alle darauf, was Manuela Recknagel, unser Vorstandsmitglied aus Thüringen, bei der Jahreshauptversammlung berichten wird. Manuela ist eben, Anfang März, von einem längeren Aufenthalt in Ukunda zurückgekehrt.
Wir sind optimistisch, dass der positive Trend, den wir in der zweiten Jahreshälfte 2022 verzeichnen konnten, ungebremst weitergeht. Wir haben in Ukunda neue Schwerpunkte gesetzt und auf unserer Pamoja-Farm (dem früheren Neema-Land) schon die ersten Früchte der Neuausrichtung ernten können. Was einem sofort ins Auge springt, wenn man die Pamoja-Farm betritt: Nach wochenlanger Arbeit konnten die umfangreichen Renovierungs- und Instandsetzungsarbeiten im Dezember zum Abschluss gebracht werden. Das schmuddelige Grau ist strahlendem Weiß oder markanten Brauntönen gewichen. Noch wichtiger als der Anstrich: Schadhafte Mauerwerksstellen wurden verputzt, das von Termiten stark angegriffene Holz an Fensterrahmen und Türen wurde rundum erneuert. Die Fotos unten dokumentieren die Vorher- und und die Nachher-Situation.
Wie das Haus unseres Mitarbeiters (und Wachmanns) Omari, der Wasserturm und die Toilettenanlagen wurde auch das größte Gebäude auf dem vereinseigenen Gelände renoviert. Es umfasst zwei Werkstätten, das Büro und einen Abstellraum. In eine Werkstatt wurde jetzt ein Multifunktionsschrank eingebaut, denn diesen Raum (siehe Fotos unten) stellen wir jetzt, also von Januar 2023 an, einer lokalen Selbsthilfegruppe mit epilepsiekranken Jugendlichen zur Verfügung. Ein entsprechender Kooperationsvertrag wird derzeit gemeinsam mit der Gruppe erarbeitet. Zu unserer Freude ist der Beweis, dass die Jugendlichen großes Engagement einbringen und den Raum mit Leben erfüllen werden, bereits erbracht: Bei den aufwändigen Renovierungsarbeiten auf dem Pamoja-Gelände hat die Gruppe tatkräftig mitgeholfen. Die Jugendlichen werden in der Werkstatt künftig Lederartikel herstellen. Die andere Werkstatt wird von einer Selbsthilfegruppe für Eltern von Kindern, die wegen Komplikationen bei der Geburt unter einer Schädigung des Gehirns leiden, übernommen. Diese Werkstatt dient auch künftig als Schneiderei, hier haben wir beispielsweise Bedarf an Nähmaschinen.
Nicht nur über die Jugendlichen, auch über die Elterngeneration können wir erfreulicherweise nur Positives berichten. Während der langen Schulferien, die in Kenia zum Jahreswechsel üblich sind, hatte unser Feeding-Programm an der Nn'gori Primary School (Näheres dazu weiter unten) zwar Pause, aber die Eltern der Schulkinder kamen auch in dieser Zeit zur Feldarbeit auf die Pamoja-Farm. Aus den Setzlingen sind dort früchtetragende Pflanzen geworden, so dass schon eine erste kleine Ernte eingefahren werden konnte.
Die 2022 beschlossenen neuen Akzente
Jahreshauptversammlungen können dröge sein. Als die Mitglieder des Vereins „Wir helfen in Ukunda“ am 15. Oktober 2022 in Ulm zusammensaßen, war das ganz anders. Der 1. Vorsitzende Fabian Dörr berichtete über die Veränderungen im Hilfsprogramm, die 2022 vorgenommen worden sind. Einhellige Meinung bei der Jahreshauptversammlung: das Die getroffenen Maßnahmen verdienen das Prädikat „überzeugend und vielversprechend“, so einschneidend sie andererseits wirken mögen. Worum geht es? Es geht um ein ansehnliches Stück Land, das bislang den Namen „Neema-Land“ trug und bis zum Sommer 2022 unter der Obhut des Vereins von einer Gruppe HIV-infizierter Frauen genutzt wurde. Leider verlief die Zusammenarbeit zuletzt nicht gerade konfliktarm, was einen Grund auch darin hatte, dass einige Frauen, die bereits durch ihre HIV-Infektion geschwächt waren, beim Betreiben des Ackerbaus an die Grenzen ihrer Leistungskraft stießen. Interne Streitereien kamen belastend hinzu, und auch das Faktum wog schwer, dass im Lauf der Jahre für uns wichtige Gesprächspartnerinnen auf Seiten der „Neema-Frauen“ verstorben waren.
Feldarbeit, wenn sie permanent überfordert, bedeutet nichts weiter als eine Zumutung, mit der niemandem geholfen ist. Gerade ums Helfen geht es uns aber. Deswegen hat der Verein die 2011 vertraglich vereinbarte Zusammenarbeit mit der Neema-Gruppe im Sommer 2022 beendet. Das ist naturgemäß ein Schnitt, freilich ein Schnitt, der nicht rabiat vollzogen wurde. Das Grundstück, also die Immobilie, blieb natürlich im Besitz des Vereins „Wir helfen in Ukunda“, aber alles Bewegliche bis hin zu den Hühnern ist mit Vertragsende in den Besitz der Neema-Gruppe übergegangen. Wie die Frauen hat der Wachmann, der bislang in einem Steinhaus auf dem Gelände wohnen konnte, das Areal inzwischen verlassen. Auch in diesem Fall war der Verein auf eine sozialverträgliche Lösung bedacht. Beim Auszug bekam der Wachmann fünf Extra-Monatslöhne auf die Hand.
Wie geht es jetzt weiter auf unserem Grundstück, dessen Wert noch gestiegen ist, seit die Zufahrt über eine Stichstraße einen Teerbelag verpasst bekam (nicht von uns, sondern von der öffentlichen Hand)? Es geht sichtbar voran, die Zeichen stehen auf tiefes, sattes Hoffnungsgrün (um eine Goethe-Vokabel zu gebrauchen).
Damit der Neuanfang ins Auge sticht, haben wir eine Umbenennung vorgenommen. Wir reden fortan nicht mehr vom „Neema-Land“, statt dessen von der „Pamoja-Farm“. Die Schilder vor Ort sind entsprechend ausgewechselt. "Pamoja“, so lautet in der Suaheli-Sprache das Wort für „Zusammenarbeit“, und diesen Appell zu festem gemeinsamen Zupacken setzt auch unser neues Logo anschaulich ins Bild. Was bedeutet das nun praktisch? Der Verein will die Chance des Neubeginns nutzen und mit Hilfe der landwirtschaftlichen Produkte (Tomaten, Spinat, Mais, Okra) zwei Ziele erreichen. Erstens: Bedürftige Eltern sollen zur Eigeninitiative ermutigt werden. Zweitens: Bedürftige Kinder sollen ganz konkret von den Früchten der elterlichen Anstrengungen zehren und profitieren. Mit anderen Worten: Wir praktizieren soziale Marktwirtschaft im besten Sinne. Und das auf folgende Weise:
Wir haben uns eine Schule ausgeguckt, die liegt im Busch, ist aber zu Fuß von unserer Pamoja-Farm nicht weit entfernt. Die Nn'gori Primary School (mit 550 Schülerinnen und Schülern) ist staatlich, also einfachst ausgestattet, die Klassen müssen teilweise unter freiem Himmel unterrichtet werden. Den Eltern hat (siehe rechts das Foto) Vorstandsmitglied Manuela Recknagel während ihres Ukunda-Aufenthalts im Herbst 2022 die Pamoja-Farm vorgestellt. Bei der Versammlung haben sich dann 20 Mütter und Väter bereit erklärt, eine Gruppe zu bilden, die das Land bewirtschaftet. Bei der Ankündigung, wacker mitzuarbeiten, ist es erfreulicherweise nicht geblieben. Bereits Ende September haben die Eltern die Feldarbeit tatsächlich aufgenommen. Alle „Feldarbeiter“ aus den Reihen der Elternschaft sind namentlich registriert und haben freien Zugang zur Farm. Bei anhaltendem Engagement der Eltern ist mit drei Ernten pro Jahr zu rechnen, was im Erfolgsfall einem Ertrag von bis zu 4000 Euro entsprechen würde. So die Prognose des 1. Vorsitzenden Fabian Dörr.
Auch Sie, liebe Leser, haben wohl oft genug erlebt, wie schnell eine große Anfangsbegeiste-rung leider verpuffen kann. Deswegen haben wir uns intensiv mit der Sprecherin der Eltern ausgetauscht (natürlich auf Augenhöhe, nicht von oben herab), um ein Anreizsystem zu entwickeln nach dem Prinzip: Leistung muss sich für die Eltern lohnen! Die (derzeit) 20 Mitglieder der Elterngruppe dürfen die Früchte ihrer Feldarbeit also selbst ernten und auf dem Markt verkaufen. Damit dabei nicht geschummelt wird und alles korrekt zugeht, auf den Schilling genau, wird auf dem Markt immer einer unserer beiden „Ortskräfte“, Daniel oder Omari, mit dabei sein. Die Einnahmen werden danach folgendermaßen geteilt: 25 Prozent darf der Vater oder die Mutter behalten, der oder die geerntet und davor auf der Pamoja-Farm geackert hat. 10 Prozent gehen in einen Topf für die Instandhaltungskosten des Areals. Und die restlichen 65 Prozent werden vom Verein in ein Feeding-Programm investiert, das bedürftigen und hungernden Kindern der Nn'gori Primary School die notwendigen Kalorien verschafft.
Mit dem Feeding-Programm greift der Verein auf ein Erfolgsrezept zurück, das bereits vor 10 Jahren hervorragende Ergebnisse gezeitigt hat, seinerzeit an der Bongwe Primary School. Wir haben uns dort engagiert, um Kinder, die andernfalls mit leerem Magen im Unterricht gesessen hätten, tagtäglich mit einer Mahlzeit zu versorgen. In ähnlicher Weise sind wir jetzt an der Nn'gori Primary School aktiv. Mit dem Feeding-Programm schlagen wir zwei Fliegen auf einen Streich. Das warme Essen tut den Schülern gut, hilft zugleich aber auch der Schule, denn ohne den verlockenden Gedanken, dass es Schlag 13 Uhr dort etwas zu essen gibt, würden etliche Kinder erst gar nicht in den Unterricht kommen.
An der Nn'gori Primary School im Busch von Ukunda haben wir speziell die Schüler/innen der 8. Jahrgangsstufe, das ist die Abschlussklasse, im Blick. Die Achtklässler müssen sich auf die Abschlussprüfung vorbereiten, was unheimlich schwer fällt, wenn der Magen knurrt. Wir sind optimistisch, dass sich nun der Effekt wiederholen wird, der vor einigen Jahren an der Bongwe Primary School zu beobachten war. Dort nämlich sind die Prüfungsergebnisse nach der Einführung der täglichen Essensausgabe messbar besser geworden. Fabian Dörr untermauerte das Vorhaben bei der Jahreshauptversammlung mit einer Zahl. Der Verein muss pro Monat umgerechnet 230 Euro aufbringen, sollen täglich 40 Achtklässler, deren Hilfsbedürftigkeit außer Frage steht, eine warme Mahlzeit bekommen (bei der natürlich die Produkte der Pamoja-Farm mitverarbeitet werden).
Das Container-Projekt 2023
Schon bei den Corona-bedingten Online-Treffen hatte uns ein Thema von Gewicht beschäftigt. Das war die Frage: Sollen wir auf eine Methode zurückgreifen, die vor etlichen Jahren mit Erfolg praktiziert worden ist? Soll der Verein also auf dem Seeweg wieder einen Container mit Hilfsgütern nach Ukunda verfrachten lassen? Oder spricht die Kosten-Nutzen-Analyse eher dagegen, weil die Frachtgebühren aktuell sehr hoch sind und den Betrag, der üblicherweise in einer Portokasse liegt, deutlich übersteigen (die Speditionsprobleme auf den Weltmeeren zählten in jüngerer Zeit immer wieder zu den Themen der Zeitungs- und Fernsehnachrichten).
Letztlich fiel die Entscheidung: Wir packen wieder einen Container! Allerdings unter zwei Voraussetzungen. Die weltpolitischen Widrigkeiten und die Entwicklungen in Kenia dürfen den Transport des Containers nicht zu einem Vabanque-Spiel werden lassen, und die Aktion darf den Verein keinesfalls in finanzielle Bedrängnis bringen. Das politische und ökonomische Fahrwasser wird, wie jeder tagtäglich mitkriegt, wohl noch längere Zeit extrem unruhig und risikoreich bleiben. In Kenia allerdings ist das nicht eingetreten, was zu befürchten war, nämlich Chaos und Aufruhr nach der Präsidentenwahl im August 2022. Die Lage blieb danach weitgehend stabil.
Und auch in finanzieller Hinsicht haben wir gute Nachrichten. Wir können erfreulicherweise fest damit rechnen, dass die Organisation „Engagement Global“ mit Sitz in Bonn den Transport unseres Containers kräftig unterstützen wird. Das eröffnet nun folgende Perspektive: Wir schicken den Container im Verlauf der ersten Jahreshälfte 2023 auf die weite Reise, wobei der genaue Frachttermin mit den Reiseplänen von Fabian Dörr und Manuela Recknagel abgestimmt werden soll. Die beiden Mitglieder des Vorstandes möchten 2023 ohnehin nach Kenia fliegen und können den Container dann im Hafen von Mombasa quasi persönlich in Empfang nehmen. Dank deren Präsenz sollte gewährleistet sein, dass die Formalitäten bei der Ankunft des Containers (Zoll usw.) einigermaßen reibungslos zu erledigen sind. Beim vorigen Container gab es an Land erhebliche Schwierigkeiten.
Das Verschieben des Frachttermins war sinnvoll, brachte den Verein aber kurzfristig in Raumnöte, denn das Material für den Container muss ja zwischengelagert werden. In diesem Zusammenhang sind wir dem Elisabeth Klinikum Schmalkalden, wo die Hilfsgüter für den Container bislang lagerten, und der Stadt Schmalkalden, die nun ein Ausweichquartier zur Verfügung gestellt hat, zu besonderem Dank verpflichtet.
Das Elisabeth-Klinikum im thüringischen Schmalkalden, wo unser Vorstandsmitglied Manuela Recknagel die Finanzbuchhaltung leitet, bildet den Ausgangspunkt unseres Container-Projekts. Man ist dort umsichtig gewesen und hat medizinische Geräte, die durch neues, modernes Material ersetzt worden sind, nicht einfach entsorgt, sondern auf weitere Verwendbarkeit hin geprüft (TÜV). So warten in Schmalkalden u.a. ein Beatmungs-, ein Narkose- und ein Ultraschallgerät darauf, per Container nach Ukunda geschickt zu werden, wo dieses Material noch sehr gute Dienste leisten kann.
Mittlerweile sind auch zahnmedizinische Geräte dazugekommen. Aus Ukunda erreichte uns nämlich die Nachricht, dass die zahnärztliche Versorgung im argen liegt und dringend ein tauglicher Behandlungsstuhl gebraucht wird. Der „Freie Verband Deutscher Zahnärzte“ war so freundlich, einen entsprechenden Aufruf in seiner Zeitschrift zu veröffentlichen. Die Resonanz war erfreulich, es gab Angebote aus allen Richtungen, etwa aus Berlin, Karlsruhe, Weimar und Nürnberg, wobei wir natürlich die Transportwege mitzubedenken hatten. Schließlich fiel die Entscheidung für eine Praxis in Haren im Emsland. Dort konnte unser Mitglied Achim Rist einen Zahnarztstuhl, kurz zuvor demontiert und durch ein neues Modell ersetzt, abholen und ins Zwischenlager bringen. Im badischen Sinsheim wurde uns ein Automat zur Zahnfleischbehandlung übergeben, ein sehr gewichtiges Objekt, allerdings von vergleichsweise handlichem Format. Noch offen ist die Frage, ob wir die Containerladung auch durch ein zahnärztliches Röntgengerät bereichern können. In Konstanz scheiterte leider ein Versuch, ein Superschwergewicht wie solch ein Röntgengerät abzutransportieren. Derzeit gibt es Hinweise, dass uns eine Geräte-Variante in Berlin das möglicherweise etwas leichter macht. Allen Zahnärztinnen und Zahnärzten, die mit uns Kontakt aufnahmen, jedenfalls herzlichen Dank.
Nach jetzigem Stand ist die Kapazität des Containers nicht ausgeschöpft. Es bleibt freilich noch Zeit, die Hersteller von Geräten für die Garten- und die Feldarbeit anzusprechen. Weiter oben in dieser Homepage-Rubrik „Aktuelles“ wird geschildert, mit welcher Energie die Eltern von Schulkindern auf der Pamoja-Farm ans Werk gegangen sind, damit die Tomaten-, Spinat-, Mais- und Okra-Ernten möglichst gut ausfallen werden. Im Moment bremst dabei leider ein Defizit. Es mangelt doch sehr an brauchbaren Geräten. Spenden, die diesem Problem abhelfen, sind also hochwillkommen. Unser Container steht bereit.