Neueste Nachrichten (Stand April 2024):

Am 13. April 2024 hat in Ulm unsere  Jahreshauptversammlung   stattgefunden. Knapp ein Drittel unserer Mitglieder aus Deutschland, Österreich und der Schweiz war anwesend, um wichtige Zukunftsentscheidungen zu treffen. 

Auf der Tagesordnung standen insbesondere die Arbeit auf der Pamoja-Farm und die abschließenden Planungen für unseren Container. Zu Beginn des Jahres haben wir nach langen Beratungen mit Engagement Global einen Seecontainer gekauft und mittlerweile vollständig beladen. Aktuell verzögert sich jedoch das Versenden des Containers aufgrund der angespannten politischen Lage im Nahen Osten, denn unsere Fracht soll idealerweise den Suez-Kanal passieren. Die Selbsthilfegruppe für Eltern von Kindern mit frühkindlichem Hirnschaden, die Selbsthilfegruppe für Jugendliche mit Epilepsie, das Ergotherapiezentrum und das Ukunda Medical Centre müssen sich daher leider noch etwas gedulden. Alle stehen aber bereits in den Startlöchern, die Arbeit vor Ort aufzunehmen. 

Obwohl wir optimistisch sind, dass der positive Trend, den wir in den letzten Monaten verzeichnen konnten, ungebremst weitergeht, möchten wir hier eine Neuerung bekannt geben. Die Bewirtschaftung der Pamoja-Farm (dem früheren Neema-Land) wird künftig nicht mehr von Eltern der Nn'gori Primary School geleistet sondern unter der Leitung von Benta und Simon stehen. Die beiden kümmern sich seit vielen Jahren um hilfsbedürftige Kinder und Jugendliche. Die Gruppe, mit der wir seit vielen Jahren in Kontakt stehen, versorgt sich nahezu autark. Da eine stetig wachsende Personenzahl auch mehr Ackerland benötigt, möchten wir der Gruppe unser Land zur Verfügung stellen. Ob wir im Rahmen dieser Kooperation auch das zuvor an der Nn'gori Primary School etablierte Feeding-Programm (siehe unten) weiterbetreiben werden, muss noch geprüft werden.

Nachdem wir Ende 2022 bereits größere Renovierungsabreiten abgeschlossen haben, mussten wir in den vergangenen Wochen im Anschluss an eine ausgeprägte Regenzeit unsere Zaunanlage reparieren. Diese wurde durch starke Regenfälle in Mitleidenschaft gezogen und ist nun wieder vollumfänglich aufgebaut. 

Was einem sofort ins Auge springt, wenn man die Pamoja-Farm betritt: Nach wochenlanger Arbeit konnten die umfangreichen Renovierungs- und Instandsetzungsarbeiten  im Dezember 2022 zum Abschluss gebracht werden. Das schmuddelige Grau ist strahlendem Weiß oder  markanten Brauntönen  gewichen. Noch wichtiger als der  Anstrich: Schadhafte Mauerwerksstellen  wurden verputzt,  das von Termiten stark  angegriffene Holz an Fensterrahmen und Türen wurde rundum erneuert. Die Fotos unten dokumentieren die Vorher- und die Nachher-Situation.




Wie das Wachmannhaus, der Wasserturm und die Toilettenanlagen wurde auch das größte Gebäude auf dem vereinseigenen Gelände renoviert. Es umfasst zwei Werkstätten, das Büro und einen Abstellraum. In eine Werkstatt wurde jetzt ein Multifunktionsschrank eingebaut, denn diesen Raum (siehe Fotos unten) stellen wir einer lokalen Selbsthilfegruppe mit epilepsiekranken Jugendlichen  zur Verfügung. Ein entsprechender  Kooperationsvertrag wurde gemeinsam mit der Gruppe  erarbeitet. Zu unserer Freude ist der Beweis, dass die Jugendlichen großes Engagement einbringen und den Raum mit Leben erfüllen werden,  bereits erbracht: Bei den aufwändigen Renovierungsarbeiten auf dem Pamoja-Gelände hat die Gruppe tatkräftig mitgeholfen.  Die Jugendlichen werden in der Werkstatt künftig Lederartikel herstellen. Die andere Werkstatt wird von einer Selbsthilfegruppe für Eltern von Kindern, die wegen Komplikationen  bei der Geburt unter einer Schädigung des Gehirns leiden, übernommen. Diese Werkstatt dient auch künftig als Schneiderei.


Die 2022 beschlossenen neuen Akzente 

Jahreshauptversammlungen können dröge sein. Als die Mitglieder des Vereins „Wir helfen in Ukunda“ am 15. Oktober  2022 in Ulm zusammensaßen, war das ganz anders. Der 1. Vorsitzende Fabian Dörr berichtete über die Veränderungen im Hilfsprogramm, die 2022 vorgenommen worden sind. Einhellige Meinung bei der Jahreshauptversammlung: das Die getroffenen Maßnahmen verdienen das Prädikat „überzeugend und vielversprechend“, so einschneidend sie andererseits  wirken mögen.  Worum geht es? Es  geht um ein ansehnliches Stück Land, das  bislang den Namen „Neema-Land“  trug und bis zum Sommer 2022 unter der Obhut des Vereins von einer Gruppe HIV-infizierter Frauen genutzt wurde. Leider verlief die Zusammenarbeit zuletzt nicht gerade konfliktarm, was einen Grund auch darin hatte, dass einige Frauen, die bereits durch ihre HIV-Infektion geschwächt waren, beim Betreiben des Ackerbaus an die Grenzen ihrer Leistungskraft stießen. Interne Streitereien kamen belastend hinzu, und auch das Faktum wog schwer, dass im Lauf der Jahre für uns wichtige Gesprächspartnerinnen auf Seiten der „Neema-Frauen“ verstorben waren.

Feldarbeit, wenn sie permanent überfordert, bedeutet nichts weiter als eine  Zumutung, mit der niemandem geholfen ist. Gerade ums Helfen geht es uns aber. Deswegen hat der Verein die 2011 vertraglich vereinbarte Zusammenarbeit mit der Neema-Gruppe im Sommer 2022 beendet. Das ist naturgemäß ein Schnitt, freilich ein Schnitt, der nicht rabiat vollzogen wurde. Das Grundstück, also die Immobilie, blieb natürlich im Besitz des Vereins „Wir helfen in Ukunda“, aber alles Bewegliche bis hin zu den Hühnern ist mit Vertragsende in den Besitz der Neema-Gruppe übergegangen. Wie die Frauen hat  der Wachmann, der bislang  in einem Steinhaus  auf dem Gelände wohnen konnte, das Areal inzwischen verlassen.  Auch in diesem Fall war der Verein auf eine sozialverträgliche Lösung bedacht. Beim Auszug bekam der Wachmann  fünf Extra-Monatslöhne auf die Hand.

Wie geht es jetzt weiter auf unserem Grundstück, dessen Wert noch gestiegen ist, seit die Zufahrt über eine Stichstraße einen Teerbelag verpasst bekam (nicht von uns, sondern von der öffentlichen Hand)? Es geht sichtbar voran, die  Zeichen stehen auf tiefes, sattes Hoffnungsgrün (um eine  Goethe-Vokabel zu gebrauchen).

Damit der Neuanfang ins Auge sticht, haben wir eine Umbenennung vorgenommen.  Wir reden fortan nicht mehr vom „Neema-Land“, statt dessen von der „Pamoja-Farm“. Die Schilder vor Ort sind entsprechend ausgewechselt. "Pamoja“, so lautet in der Suaheli-Sprache das Wort für „Zusammenarbeit“, und diesen Appell zu festem gemeinsamen Zupacken setzt auch unser neues Logo anschaulich ins Bild. Was bedeutet das nun  praktisch? Der Verein will die Chance des Neubeginns nutzen und mit Hilfe der landwirtschaftlichen Produkte (Tomaten, Spinat, Mais, Okra) zwei Ziele erreichen. Erstens: Bedürftige Eltern sollen zur Eigeninitiative ermutigt werden. Zweitens: Bedürftige Kinder sollen ganz konkret von den Früchten der elterlichen Anstrengungen zehren und profitieren. Mit anderen Worten: Wir praktizieren soziale Marktwirtschaft im besten Sinne. Und das auf folgende Weise:

Wir haben uns eine Schule ausgeguckt, die liegt im Busch, ist aber zu Fuß von unserer Pamoja-Farm  nicht  weit entfernt. Die Nn'gori Primary School (mit 550 Schülerinnen und Schülern) ist staatlich, also einfachst ausgestattet, die Klassen müssen teilweise unter freiem Himmel unterrichtet werden. Den Eltern hat (siehe rechts das Foto)    Vorstandsmitglied Manuela Recknagel während ihres  Ukunda-Aufenthalts  im Herbst 2022 die Pamoja-Farm vorgestellt.  Bei der Versammlung haben sich dann 20 Mütter und Väter bereit erklärt, eine Gruppe zu bilden, die das Land bewirtschaftet. Bei der Ankündigung, wacker mitzuarbeiten, ist es erfreulicherweise nicht geblieben. Bereits Ende September haben die Eltern die Feldarbeit tatsächlich aufgenommen. Alle  „Feldarbeiter“ aus den Reihen der Elternschaft sind namentlich registriert und haben freien Zugang zur Farm. Bei anhaltendem Engagement der Eltern ist mit drei Ernten pro Jahr zu rechnen, was im Erfolgsfall einem Ertrag von bis zu 4000 Euro entsprechen würde. So die Prognose des 1. Vorsitzenden Fabian Dörr.

Auch Sie, liebe Leser,  haben wohl oft genug erlebt, wie schnell eine  große Anfangsbegeiste-rung leider  verpuffen kann. Deswegen haben wir uns  intensiv mit der Sprecherin der Eltern  ausgetauscht  (natürlich auf Augenhöhe, nicht von oben herab), um    ein Anreizsystem zu entwickeln nach dem Prinzip: Leistung muss sich für die Eltern lohnen! Die (derzeit) 20 Mitglieder der Elterngruppe dürfen die Früchte ihrer Feldarbeit  also selbst ernten und auf dem Markt verkaufen. Damit dabei nicht geschummelt wird und alles korrekt zugeht,  auf den Schilling genau, wird  auf dem Markt immer einer unserer beiden „Ortskräfte“, Daniel oder Omari, mit  dabei sein. Die Einnahmen werden danach folgendermaßen geteilt: 25 Prozent darf der Vater oder die Mutter behalten, der oder die geerntet und davor  auf  der Pamoja-Farm geackert hat. 10 Prozent gehen in einen Topf für die Instandhaltungskosten des  Areals. Und die restlichen 65 Prozent werden vom Verein in ein Feeding-Programm investiert, das bedürftigen und hungernden  Kindern der Nn'gori Primary School die notwendigen Kalorien verschafft.

Mit dem Feeding-Programm greift der Verein auf ein Erfolgsrezept zurück, das  bereits vor 10 Jahren  hervorragende Ergebnisse gezeitigt hat, seinerzeit an der Bongwe Primary School. Wir haben uns dort engagiert, um Kinder, die andernfalls mit leerem Magen im Unterricht gesessen hätten, tagtäglich mit einer Mahlzeit  zu versorgen. In ähnlicher Weise sind wir jetzt an der Nn'gori Primary School aktiv. Mit dem Feeding-Programm schlagen wir zwei Fliegen auf einen Streich. Das warme Essen tut den Schülern gut, hilft zugleich aber auch  der Schule, denn ohne den verlockenden Gedanken, dass es  Schlag 13 Uhr dort etwas zu essen gibt, würden etliche  Kinder erst gar nicht in den Unterricht kommen.

An der Nn'gori Primary School im Busch von Ukunda  haben wir  speziell  die Schüler/innen der 8. Jahrgangsstufe, das ist die Abschlussklasse, im Blick. Die Achtklässler müssen sich auf die Abschlussprüfung vorbereiten, was unheimlich schwer fällt, wenn der Magen knurrt. Wir sind optimistisch, dass sich nun der Effekt wiederholen wird, der vor einigen Jahren an der Bongwe Primary School zu  beobachten war. Dort  nämlich sind   die Prüfungsergebnisse nach der Einführung der täglichen Essensausgabe  messbar besser geworden.  Fabian Dörr untermauerte das Vorhaben bei der Jahreshauptversammlung mit einer  Zahl. Der Verein muss pro Monat umgerechnet 230 Euro aufbringen, sollen täglich 40 Achtklässler, deren Hilfsbedürftigkeit außer Frage steht, eine warme Mahlzeit bekommen (bei der natürlich die Produkte der Pamoja-Farm mitverarbeitet werden).


Das Container-Projekt 2023

Schon bei den Corona-bedingten Online-Treffen  hatte uns ein Thema von  Gewicht beschäftigt. Das war die Frage: Sollen wir  auf eine Methode  zurückgreifen, die vor etlichen Jahren mit Erfolg praktiziert worden ist? Soll der Verein also auf dem Seeweg wieder einen Container mit Hilfsgütern nach Ukunda verfrachten lassen? Oder spricht die Kosten-Nutzen-Analyse eher dagegen, weil die Frachtgebühren aktuell  sehr hoch sind und den Betrag, der üblicherweise in einer Portokasse liegt, deutlich übersteigen (die Speditionsprobleme auf den Weltmeeren zählten in jüngerer Zeit  immer wieder zu den Themen der Zeitungs- und Fernsehnachrichten).

Letztlich fiel  die  Entscheidung: Wir packen wieder einen Container! Allerdings unter zwei Voraussetzungen. Die weltpolitischen Widrigkeiten und  die Entwicklungen in Kenia dürfen den Transport des Containers nicht zu einem Vabanque-Spiel werden lassen, und die Aktion darf  den Verein keinesfalls in finanzielle Bedrängnis bringen. Das politische und ökonomische Fahrwasser wird, wie jeder tagtäglich mitkriegt, wohl noch  längere Zeit extrem unruhig und risikoreich bleiben. In Kenia allerdings ist das nicht eingetreten, was zu befürchten war, nämlich Chaos  und Aufruhr nach  der Präsidentenwahl im August 2022. Die Lage blieb danach weitgehend stabil.

Und auch in finanzieller Hinsicht haben wir gute Nachrichten.  Wir können erfreulicherweise fest damit rechnen, dass die Organisation „Engagement Global“ mit Sitz in Bonn den Transport unseres Containers kräftig unterstützen wird. Das eröffnet nun folgende Perspektive: Wir schicken den Container im Verlauf des Jahres 2024 auf die weite Reise, wobei der genaue Frachttermin  mit den Reiseplänen von Fabian Dörr abgestimmt werden soll.  Der erste Vorsitzende möchte dieses Jahre ohnehin nach Kenia fliegen und könnte den Container dann im Hafen von Mombasa quasi persönlich in Empfang nehmen. Dank seiner Präsenz sollte gewährleistet sein, dass die Formalitäten  bei der  Ankunft des Containers (Zoll usw.) einigermaßen reibungslos zu erledigen sind. Beim vorigen Container gab es an Land erhebliche Schwierigkeiten.

Das Verschieben des Frachttermins war sinnvoll, brachte den Verein aber kurzfristig in Raumnöte, denn das Material für den Container muss ja zwischengelagert werden. In diesem Zusammenhang konnten wir bis im Februar 2024 einen Großteil der Güter im Elisabeth Klinikum Schmalkalden zwischenlagern. Hier sind wir dem Klinikum und der Stadt Schmalkalden, die ein Ausweichquartier zur Verfügung gestellt hatten, zu besonderem Dank verpflichtet. Seit Februar 2024 sind sämtliche Güter in einem Seecontainer verpackt und warten an einem sicheren Ort auf die Verschiffung.

Das Elisabeth-Klinikum im thüringischen Schmalkalden, wo unser ehemaliges Vorstandsmitglied Manuela Recknagel die Finanzbuchhaltung leitet, bildet den Ausgangspunkt unseres Container-Projekts. Man ist dort  umsichtig gewesen und hat  medizinische Geräte, die durch neues, modernes Material ersetzt worden sind, nicht einfach entsorgt, sondern auf weitere Verwendbarkeit hin geprüft (TÜV). So warten in Schmalkalden u.a. ein Beatmungs-, ein Narkose- und ein Ultraschallgerät darauf, per Container nach Ukunda geschickt  zu werden, wo dieses Material noch sehr gute Dienste leisten kann.

Mittlerweile sind auch zahnmedizinische Geräte dazugekommen. Aus Ukunda erreichte  uns nämlich die Nachricht, dass die zahnärztliche Versorgung im argen liegt und dringend ein tauglicher Behandlungsstuhl gebraucht wird. Der „Freie Verband Deutscher Zahnärzte“ war so freundlich, einen entsprechenden Aufruf in seiner Zeitschrift  zu veröffentlichen. Die Resonanz war erfreulich, es gab Angebote aus allen Richtungen, etwa  aus Berlin, Karlsruhe, Weimar und  Nürnberg, wobei wir natürlich die Transportwege mitzubedenken hatten. Schließlich fiel die Entscheidung für eine Praxis in Haren im Emsland. Dort konnte unser Mitglied Achim Rist einen Zahnarztstuhl, kurz zuvor demontiert und durch ein neues Modell ersetzt, abholen und ins Zwischenlager bringen. Im badischen Sinsheim wurde uns ein Automat zur Zahnfleischbehandlung übergeben, ein sehr gewichtiges Objekt, allerdings von vergleichsweise  handlichem Format.